Vögel und Blumen auf Fliesen im Iran

Die Tradition der Verwendung von Fliesen im Iran ist bereits mehr als ein Jahrtausend alt. Die glasierte und bemalte Keramik spielte zwar in allen Ländern des Islam ein große Rolle, die größte Verschiedenartigkeit der Herstellungstechniken und auch der Verwendung findet man jedoch im ehemaligen Persien, dem heutigen Iran.

Im 12. und 13. Jahrhundert wurde die islamische Keramik sehr stark von dem weißen Porzellan aus China beeinflusst, diese Periode wird deshalb auch als das goldene Zeitalter der persischen Fliesenkeramik bezeichnet. Kashan war das bedeutendste Zentrum der Herstellung von Fliesen, das wird auch dadurch deutlich, dass seit dem 12. Jahrhundert Fliesen im Persischen als Kashi oder Kaschani bezeichnet werden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts begann man, Fliesen zunehmend auch für Außenwandbekleidung zu verwenden. Schnell wurden in der gesamten islamischen Welt keramische Außenwandverkleidungen durchgeführt. In Kerman, Yazd und Meshed entstanden aufstrebende Keramikzentren, die den Markt belieferten.

Oft sieht man als Fliesenmotiv florale Elemente, manchmal entdeckt man aber auch Vögel verschiedenster Art, die jedoch fast immer zusammen mit Blumen oder anderen Pflanzen zu sehen sind.

Besonders bezaubernd sind die Verzierungen mit Blumen- und Vogelmotiven in der zentralen Halle des Pars-Museums in Shiraz. Das Museum befindet sich in einem achteckigen Pavillon von 1770 im Garten Bagh-e Nazar, nicht weit von der Karim Khan Zitadelle entfernt.

Vögel und Blumen auf Fliesen im Pars-Museum in Shiraz

Auf weißen Scherben wurden die Motive hellblau mit Umrissen in schwarz oder dunkelblau gemalt und anschließend mit farbloser Bleiglasur überzogen.

 

Ein völlig anderes Gesamtbild ergeben die Fliesen, auf denen viel sonniges Gelb verwandt wurde. Man kann diese ebenfalls im Pars-Museum in Shiraz bewundern.

Vögel und Blumen auf Fliesen im Pars-Museum in Shiraz

Teilansicht mit den beiden Vögeln

In Shiraz sieht man schöne bunte Vögel als Motiv nicht nur auf Fliesen, sondern sie schmücken auch Türen und Wandflächen, wie beispielsweise im Hauptgebäude des Bagh-e Naranjestan-Palastes in Shiraz.

Hübsche bunte Vogelpaare auf einem Türblatt in Shiraz

Auf der unteren Abbildung sind sogar zwei Vogelpaare zu sehen; das kleinere Vogelpaar weiter oben entdeckt man erst bei genauerem Hinsehen.

Detailaufnahme eines der Vögel

auf einer Holztür in Shiraz

Auch in Isfahan sieht man Vögel und Blumen auf Fliesen, z.B. befinden sich auf der Außenfassade des Hasht Behesht-Pavillons verschiedene Jagdvögel auf Fliesen, meistens zusammen mit diversen floralen Elementen.

Außenfassade des Hasht Behesht-Pavillons in Isfahan

Außenfassade des Hasht Behesht-Pavillons

In den Geschäften der Basare kann man viele schöne einzelne Fliesen entdecken, auf denen ebenfalls Vögel als alleiniges Fliesenmotiv dargestellt sind.

Vögel auf kleinen Fliesen in Isfahan

Auf den Fliesen der Nasr-al-Molk-Moschee und auch an anderen Moscheen in Shiraz sieht man schöne Fliesenbilder, auf denen man sowohl Blumen als auch verschiedene Tierarten bestaunen kann. 

Rein florale Elemente ohne Vogelmotive findet man im Iran im Außen- und Innenbereich von Moscheen und anderen Gebäuden wesentlich häufiger.

Eingangsbereich des Naranjestan-Gartens

Einzelne Blumen verschiedener Arten, stilisierte Blumensträuße in Vasen schmücken Fliesenbilder, ganze Wandflächen und Kuppeln.

Nasir-ol Molk Moschee

Rein florale Elemente ohne Vogel-oder andere Motive findet man im Iran im Außen- und Innenbereich von Moscheen und anderen Gebäuden sehr häufig.

Innentreppe des Ali Qapu-Palastes, Isfahan

Blumen und andere florale Elemente als Fliesenmotiv sieht man auch häufig in Isfahan

Es gibt überall im Iran wunderschöne Fliesenbilder an den Wänden und Decken von Moscheen und Palästen; man kann nur hoffen, dass diese einmaligen Kunstwerke noch lange unbeschädigt für die Nachwelt erhalten bleiben.

19 Kommentare zu „Vögel und Blumen auf Fliesen im Iran

  1. Ich lese zur Zeit Gedichte des persischen Dichters Omar Chayyam. Sie sind sehr philosophisch, das gefällt mir. Die Vierzeiler geben einem zu denken …

    Wikipedia:
    Omar Chayyām (persisch عمر خیام, geboren am 18. Mai 1048 in Nischapur, Chorasan, heute in Iran; gestorben am 4. Dezember 1131 ebenda) war ein persischer Mathematiker, Astronom, Astrologe, Kalenderreformer, Philosoph und weltweit vor allem durch seine Vierzeiler (die Rubā‘īyāt) berühmter Dichter.

    Gefällt 2 Personen

  2. Das ist eine sehr anspruchsvolle Lektüre. Es zeigt, dass Dich wirklich intensiv mit allem, was Persien betrifft, beschäftigst. Im Iran sind erstaunlich viele junge Menschen an Gedichten und Literatur von Hafis und Sadi interessiert, solches Interesse findet man hier nicht.

    Gefällt 1 Person

  3. Generell sind die östlichen Kulturen in Europa wenig bekannt, ausser wenigen Spezialisten. Ich finde, Europa ist zu sehr in Richtung USA orientiert. Das ist eine zu einseitige Orientierung, die das Blickfeld stark verkürzt.

    Gefällt 2 Personen

  4. Auch Omar Chayyam liebte die Blumen. Sie gaben ihm einen Anlass für das folgende Gedicht:

    Oh Drohungen der Hölle und Hoffnung auf das Paradies!
    Zumindest eines ist sicher, dieses Leben verfliegt.
    Eines ist sicher und der Rest sind Lügen:
    Die Blume, die einmal für immer verblüht ist, stirbt.
     
     Omar Chayyam

    Gefällt 2 Personen

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