Havanna – schöne morbide Hauptstadt Kubas

Mit ihrer kolonialen Altstadt mit den mächtigen Festungen, Barockkirchen und Palästen ist Havanna das reinste koloniale Bilderbuch, wobei hier Schönheit und Verfall oft direkt nebeneinander liegen. Die Kubaner selbst schwärmen von ihrer Hauptstadt wie von einer schönen Frau. Das erste, was uns in Havanna auffiel, war die Freundlichkeit der Habaneros, egal, wo wir ihnen begegneten, sie hatten immer ein Lächeln für uns. Es wurde viel geredet, gelacht und zu den Salsa-, Son- oder anderen Klängen getanzt.

Strahlendes Lächeln von jungen kubanischen Müttern

In der berühmten Bodeguita del Medio kann man einen kleinen Eindruck von den Trinkgewohnheiten des Schriftstellers Ernest Hemingway bekommen, hier trank er am liebsten seinen Mojito. Der Barkeeper hatte als junger Mann noch den Schriftsteller Ernest Hemingway erlebt und zeigte uns stolz die Mitbringsel, die ihm Gäste geschenkt hatten und die er an seiner Weste befestigt hatte.

Barkeeper, der als junger Mann noch Hemingway kennengelernt hatte

Klapprige Straßenkreuzer gehören zu Havanna wie Rum und Salsa. Zahlreiche Autos und andere Dinge stammen noch aus der Zeit um das Jahr 1960, als Fidel Castro und die Kommunisten an die Macht kamen. Viele der alten amerikanischen Straßenkreuzer wurden liebevoll restauriert und mangels originaler Ersatzteile mit Motoren und Kleinteilen von Autos anderer Länder repariert.

Mit dem Oldtimer durch Havanna fahren, in die tiefen Polster zu versinken und mit dem Fahrer ein wenig zu plaudern, ist ein Erlebnis für sich, vor allem wenn man die Sprache spricht und sich von dem Fahrer Anekdoten und Familiengeschichten erzählen lassen kann.

Musik spielt im Leben der Habeneros, wie allgemein in Kuba, eine bedeutende Rolle. Überall hört man sie, ob auf der Straße, auf den Plätzen oder ob sie aus den offenen Fenstern der Wohnungen. „Musik ist in Kuba ein Teil des Lebens, das tägliche Brot. Wenn es nichts zu essen gibt, gibt es immer noch Musik“, heißt es . Mit seinem Kultfilm über die alten Charmeure vom Buena Vista Social Club löste Wim Wenders den weltweiten Kuba-Boom aus.

Buena Vista Social Club in La Habana

Eines der höchsten Gebäude und Wahrzeichen der Stadt ist das Capitolio Nacional. Die Kuppel des Capitolio erhebt sich weithin sichtbar über das Häusermeer des Centro. Der imposante säulengetragene Bau war Sitz des Repräsentantenhauses und des Senats, heute sind dort die Akademie der Wissenschaften und die Nationalbibliothek der Wissenschaft und Technik untergebracht.

Capitolio Nacional

Wenn man einige Zeit in Havanna ist, beginnt man abzuschalten und gelassener zu werden. Trotz aller Widrigkeiten des Alltags sind die Kubaner ein stolzes und leidenschaftliches Volk, das sich seit Jahrzehnten ideenreich behauptet. In den Straßen von Havanna wirkt es so, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Der Gegensatz der verschiedenen Baustile wird überall deutlich. Havanna ist ein einzigartiger Mix aus Barock, (Neo-) Klassizismus, Jugendstil, Empire und Art déco. Die glorreiche Vergangenheit kann man nicht übersehen, aber auch die Not wird deutlich. Die Altstadt von Havanna, La Habana vieja, ist seit 1982 UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Kathedrale mit ihren auffallend asymetrischen Türmen wurde im 18. Jahrhundert von Jesuiten errichtet. Die Fassade ist barock gestaltet, innen befindet sich ein Hochaltar, der reich mit Intarsien aus Gold, Silber. Onyx und schönen Fresken von Giuseppe Perovani geschmückt ist.

Kathedrale von Havanna

Museo de Arte Colonial auf der Plaza de la Catedral

In Habana Vieja fühlt man sich regelrecht in eine andere Zeit versetzt. Die Kubaner üben sich seit Jahrzehnte darin zu überleben. Neben prächtigen Kolonialbauten sieht man Gebäude, bei denen der Verfall deutlich sichtbar ist. Schöne Gebäude stehen neben verfallenden Häusern. Manche Prachtbauten mussten bereits wegen Einsturzgefahr zwangsgeräumt werden.

Einsturzgefährdete Häuser neben kolonialen Prachtbauten

Die Revolutionäre Kubas

Die Revolutionäre Fidel Castro und und Che Guevara sind allgegenwärtig. Auf der Plaza de la Revolución ist auf einer Fassade des Innenministeriums das stilisierte Gesicht von Che Guevara mit seinem Revolutionsmotto „Hasta la victoria siempre“ verewigt. Auf diesem Platz hielt Fidel Castro am 1. Mai 1959 seine Rede an die Kubaner. Der gebürtige Argentinier Ernesto Che Guevara war ein marxistischer Revolutionär, Guerillaführer und Autor. Er war von 1956 bis 1959 ein zentraler Anführer der Rebellenarmee der Kubanischen Revolution und ist neben Fidel Castro die wichtigste Symbolfigur der Kubanischen Revolution.

Stilisiertes Gesicht von Che Guevara mit seinem Motto: „Hasta la victoria siempre“

Der „Comendante en Jefe“ Fidel Castro, der vielfach totgesagte „máximo líder“ hat mehr als ein halbes Jahrhundert lang das Weltgeschehen mitgeprägt. 1959 verkündigte er auf der Plaza de la Revolución den Sieg der Revolution. Er trat im Jahr 2008 schwerkrank zurück.

Fidel Castro, der „maximo líder“, Ausstellungsstücke im Hotel Florida

Nekropole Cristóbal Colón

Die Nekropole Cristóbal Colón ist ein gigantischer, wunderschöner Friedhof, auf dem die Grabmonumente vieler berühmter Kubaner, Helden und Märthyrer stehen. Vom Revolutionär Máximo Gómez über Musiker wie Rubén Gonzáles, dem Dichter Alejo Carpentier und dem Schachweltmeister José Raúl Capablanca bieten viele der wunderschönen Grabstätten bekannten Persönlichkeiten eine letzte Ruhestätte. Es ist wahrscheinlich der gößte Friedhof in Lateinamerika.

Malecón

Die Uferpromenade Malecón führt von der Altstadt über Centro bis nach Miramar. Der „Balkon zum Meer“, wie der kubanische Autor Alejandro Carpentier die Uferpromenade nannte, ist für die Habeneros der ideale Ort, um abzuschalten, zu plaudern und die frische Meeresluft zu atmen. Das genießen besonders die Habeneros, die dicht gedrängt in ihren engen Wohnungen leben. Auf der Küstenstraße ist immer etwas los, begleitet von der Brandung des Meeres, die an die Uferpromenade schlägt. An der allseits beliebten Uferpromenade wird ständig restauriert, doch setzt die salzige Luft der Meeresbrandung den Fassaden der Häuser sehr zu.

Die vor allem abends viel besuchte Uferpromenade Malecón

Habana del Este

Auf der anderen Seite von Havanna befindet sich die größte Festung Lateinamerikas „El Morro„. Sehenswert ist dort auch das historische Schifffahrtmuseum.

Der Leuchtturm von El Morro am Hafeneingang von Havanna

Playas del Este

Etwa 18 Kilometer östlich von Havanna erstrecken auf neun Kilometer die Playas del Este, die „Badewanne der Habaneros“, ein schöner palmenbestandener Küstenstreifen, an dem zwar nicht alle Strände paradiesisch schön sind, aber für die Habeneros bedeuten sie Erholung pur von dem lauten und quiriligen Stadtleben Havannas. An den Wochenenden machen sich ganze Kolonnen von Mopeds, Autos und Bussen auf den Weg zu den Stränden, beladen mit allem, was am für ein Wochenende braucht.

Playas del Este, vor allem an den Wochenenden Erholungsort für die Habeneros

Meine Tochter und ich waren im Januar 2000 in Kuba und haben in Havanna einige Zeit verbracht. Zum Essen gingen wir meist in die „Paladares“, die kleinen privat betriebenen Restaurants mit Familienanschluss (wenn man wollte). Als die Leute merkten, dass wir nicht nur mit ihrer Sprache vertraut waren, sondern uns auch sehr für ihr Leben und ihre Kultur interessierten, wurden wir öfter in ihre Wohnungen eingeladen. Es war manchmal bedrückend zu sehen, in welch beengten Verhältnissen die meisten Habeneros leben müssen, die Zimmer sind klein und haben teilweise keine Fenster. Umso faszinierender fanden wir ihre Herzlichkeit und die unglaublich ansteckende Fröhlichkeit, die sich auch auf uns übertrug. Trotz aller Schwierigkeiten richten sich die Habeneros in ihrem derzeitigen Leben ein.

17 Kommentare zu „Havanna – schöne morbide Hauptstadt Kubas

  1. Danke, für den herrlichen Beitrag und die vielen Bilder. Kuba ist ein faszinierender Ort. In meiner ersten Wohnung hatte ich eine Wand mit Ernesto „Che“ Guevara bemalt. Ein Schwarm der 70er Jahre. Ich wünsche Dir einen schönen Restsonntag und eine angenehme Woche. Liebe Grüße, Gisela

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    1. Vielen Dank für Deinen netten Kommentar, liebe Gisela. Für “ Che“ Guevara habe ich mich auch in meiner Jugendzeit begeistert, der Revolutionär war damals allgemeiner Schwarm von vielen jungen Menschen. Ich wünsche Dir einen schönen Sonntagabend und eine angenehme Woche. Liebe Grüße, Marie

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  2. Wie reich deine Erfahrung ist, Marie. Wohin Sie Ihre Leser auch führen, Ihr Herz für Menschen ist in Ihren Beiträgen immer deutlich. Die Erwähnung von Hemingway erregte meine besondere Aufmerksamkeit. Ich habe alles gelesen, was er jemals geschrieben hat, als ich jung war. Vielen Dank, dass Sie eine süße Erinnerung zurückgebracht haben. Mit Liebe, A.

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    1. Vielen Dank für Deinen netten Kommentar, liebe Anna. Auch ich habe in der Jugendzeit alle Werke von Hemingway gelesen, deshalb war es besonders interrestant in Havanna zu sehen und aus Erzählungen zu erfahren, wo und wie er in Kuba gelebt hat, es waren immerhin viele Jahre, die er dort verbracht hat. Ganz liebe Grüße nach Maryland, Marie

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  3. Liebe Marie,
    ganz faszinieret habe ich deinen interessanten Beitrag gelesen. Die Bilder sind so lebendig, dass ich mir schon fast die Geräuschkulisse gut dazu vorstellen kann. Am meisten würde mich die Kathedrale interessieren.

    Ich schicke dir liebe Grüße
    Traudi

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  4. Vielen Dank für Deinen netten Kommentar, liebe Traudi. Ich freue mich, dass Dir die Bilder einen kleinen Eindruck von dieser lebendigen Stadt geben können. Die Kathedrale ist wirklich ein Schmuckstück, vor allem die Fresken im Innenraum fand ich faszinierend.
    Liebe Grüße und alles Gute,
    Marie

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  5. Bonsoir JOLI VOYAGE

    Après un tendre et doux réveil
    C’est la seule manière de se lever du bon pied
    C’est de se persuader que la journée sera pleine d’agréables surprises
    D’autant plus que nous commençons la semaine
    Je te souhaite un bon appétit avec un bon petit déjeuner, un bon diner une bonne soirée
    SURTOUT
    Garde le sourire, ta bonne humeur
    N’oublie pas que la vie est courte
    Profite de chaque petit moment de la vie car ceux-ci ne reviendront jamais
    Je te souhaite une journée ou soirée radieuse et pleine d’optimisme
    Même si parfois les choses ne sont pas toujours comme nous le voudrions
    Alors ce jour passe une agréable journée avec un petit bouquet de fleurs

    Bisous amicaux ton ami Bernard

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