Busreise durch die Türkei – Ephesus

Einer der Höhepunkte unserer Busreise durch die Türkei war nach den Besuchen von Istanbul, Troja und Pergamon zweifellos die antike Stadt Ephesus (Ephesos) an der türkischen Ägäisküste in der Nähe der heutigen Stadt Selçuk. Ephesus ist eine der besterhaltenen und am meisten besuchten historischen Stätten des Landes. Die Stadt wurde 1869 von einem britischen Archäologen wiederentdeckt, die meisten Ruinen, die man heute sehen kann, stammen aus der römischen Periode zwischen dem 1. Jh. v.Chr. und dem 2. Jh. n.Chr. Die Marmorstrassen und -denkmäler sind inzwischen weitgehend freigelegt worden.

Landschaftsbilder von der Gegend um Ephesus

Durch die Ausgrabungsfunde wird die Geschichte vergangener Jahrhunderte wieder lebendig, angefangen vom alten Griechenland über das Römische Reich, als Ephesus noch das wichtigste Handelszentrum des Mittelmeers war, bis hin zur Ausbreitung des Christentums. Im griechischen Kaiserreich war Ephesus das blühende Kulturzentrum Ionien, und zur Zeit der Römer war es eine geschäftige Provinzhauptstadt. Die Stadt war weit über die Grenzen hinaus für ihren Wohlstand und ihre Schönheit bekannt.

Zeugen alter Kulturen

Zwischen den Mauer- oder Steinritzen hat sich inzwischen Wilder Mohn ausgebreitet, der als rote Farbtupfer die alten Mauern und Marmorstraßen farblich belebt.

Zwischen den Mauer- oder Steinritzen hat sich vielfach Wilder Mohn ausgebreitet

Überall auf dem weitläufigen Gelände von Ephesus sieht man Zeichen alter Kulturen. Bereits um 1000 v.Chr. ließen sich Ionier von der Insel Samos in Ephesus nieder. Das Nymphaeum Traiani war einst eine monumentale Brunnenanlage im Zentrum dese römischen Ephesos, sie wurde zwischen 102 und 114 n. Chr. errichtet. Die Ausgrabungen der antiken Anlage fanden in den 1950er Jahren statt.

Die Ausgrabungsfunde der antiken Stadt spiegeln die Geschichte vergangener Jahrhunderte wider – vom alten Griechenland über das Römische Reich, als die Stadt das wichtigste Handelszentrum des Mittelmeers war, bis zur Ausbreitung des Christentums.

Nike, die Siegesgöttin in der griechischen Mythologie – Toiletteanlagen in der Antike

Die beeindruckende Fassade gehörte zur Celsus-Bibliothek, die 110 n.Chr. von einem römischen Konsul als Gedenk- und Grabstätte für seinen Vater errichtet wurde. Die Überreste der Bibliothek wurden 1903 bei Ausgrabungen entdeckt. 1970 wurden sie restauriert. Bis heute ist die komplette Geschichte noch nicht geklärt.

Überreste der Celsus-Bibliothek

In den Nischen zwischen den Säulen stehen Statuen vier Tugenden: Sophia (Weisheit), Arete (Tapferkeit), Ennoia (Rücksicht) und Episteme (Kenntnis).

Drei der vier Statuen, die verschiedene Tugenden der damaligen Zeit darstellen

Fassade der Celsus-Bibliothek von vorn

Rechts an der Bibliothek vorbei führt die Marmorstraße zum Großen Theater, dort soll der Bibel zufolge der Aufstand der Silberschmiede stattgefunden haben. Die riesigen Zuschauerränge sollen bis zu 25.000 Personen Platz gegeben haben. Das große Theater war das kulturelle und soziale Zentrum des antiken Ephesus (Ephesos).

Das Große Theater inmitten von üppig grüner Landschaft

Von den obersten Rängen des Großen Theaters hat man einen herrlichen Blick auf den Arkadenweg, der säulenbestandenen Hauptstraße, die nachts mit Öllampen beleuchtet wurde. An ihrem Ende ist von dem alten, mittlerweile längst versandeten Hafen allerdings nur noch eine mit Gestrüpp verwachsene Bodensenke übriggeblieben.

Der Ort wurde mit der anatolischen Fruchtbarkeitsgöttin Kybele in Verbindung gebracht, die später der griechischen Göttin Artemis entsprach. Ihr zu Ehren errichtete man den Artemistempel, eines der sieben Weltwunder. Wie imposant der Artemis-Tempel einst war, lässt sich angesichts der Ruinen nur noch erahnen. Einst muss der Tempel mit seinen 117 ionischen Säulen von gut 18 Metern Höhe ein gigantisches Ausmaß besessen haben. Der Tempel galt als eines der sieben Weltwunder der Antike. Er ist der Göttin Artemis gewidmet – der Göttin der Jagd.

Störche sieht man an vielen Orten in der Türkei, manchmal haben sie sich ein Nest auf einer antiken Säule gebaut, oft auch auf einer alten Mauer. Wichtig für die Wahl des Nestbaus ist, dass sie genug Futter für den Nachwuchs finden und dass es warm genug ist..

Störche auf antiken Säulen und auf alten Mauern

Das Kastell hoch oben stammt aus byzanthinischer Zeit. Unterhalb der Kastells liegt der einst großertigen Artemis-Tempel , nur noch eine einzige Säule ist stehengeblieben. Unter Kaiser Augustus wurde es zu einem Zentrum des Kaiserkults. Der Artemis-Tempel und später der Kaiserkult waren entscheidende Wirtschaftsfaktoren für die Stadt. Der Tempel galt als eines der sieben Weltwunder der Antike. Der damit verbundene rege Pilgerverkehr brachte der Stadt großen Reichtum.

Festung aus byzanthinischer Zeit

Die Johannes-Basilika aus dem 6. Jahrhundert steht auf dem Grab des Apostels, sie liegt unterhalb des Kastells. Das Haus der Mutter Maria, wo Maria ihre letzten Lebensjahre verbracht haben soll, wurde zur Pilgerstätte. Johannes soll Maria um 37-48 n.Chr. nach Ephesus gebracht haben; Südwestlich von Selçuk steht dim Meryemama (Haus Mariens) auf den Hügeln außerhalb der Stadt verbrachte die Gottesmutter ihre letzten Jahre.

Johannes-Basilika

Ephesus stand nacheinander unter der Herrschaft der Lyder, der Perser und der Attaliden, den Königen von Pergamon, bis ins Jahr 133 v.Chr., als Attalus III. sein Reich, und mit ihm Ephesus, den Römern vermachte.

Im Jahr 2015 wurde Ephesus (Ephesos) von der UNESCO in die Liste des Kulturwelterbes aufgenommen.

22 Kommentare zu „Busreise durch die Türkei – Ephesus

  1. Liebe Marie,
    vielen Dank für Deine eindrucksvollen Betrachtungen und Schilderungen aus Ephesus. Inmitten grüner Landschaft die antiken Stätten mit Tempel und Bibliothek. Besonders mag ich die Figuren der Tugenden:
    „Sophia (Weisheit), Arete (Tapferkeit), Ennoia (Rücksicht) und Episteme (Kenntnis)“.
    Gerade blättere ich die Ennoia nach …
    Guten Abend und schönes Wochenende
    Bernd

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    1. Über deinen netten Kommentar habe ich mich sehr gefreut, vielen Dank, lieber Bernd. Ephesus hat erstaunlich viele antike Stätten zu bieten, die noch in gutem Zustand sind. Ich bin mal gespannt, was Du noch über die Ennoia herausbekommst.
      Alles Gute und ein schönes Wochenende,
      Marie

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      1. Liebe Marie,
        über Deine Rückfrage freue ich mich. Die Tugendfiguren der Celsus-Bibliothek hatte ich nicht gekannt, insbesondere die Ennoia. Die Begriffe der sophia, episteme und arete sind mir geläufig.
        Altgriechisch hatte ich nicht gelernt; gleichwohl mag ich es, bei solchen Gelegenheiten nachzulesen und dazuzulernen. Hier aus dem Griechisch-Deutschem Wörterbuch Menge-Güthling, Berlin 1913, – die Einträge zum Verb und Nomen – gekürzt um weitere altgriechische Varianten:
        εννοεω
        im Sinne haben:
        1a) erwägen, nachdenken, bedenken, überlegen, betrachten, beherzigen, an etw. denken, Rücksicht auf etw. nehmen, über etw. nachdenken. b) ausdenken, aussinnen, ausfindig machen. c) gedenken, vorhaben, beabsichtigen. d) glauben, meinen, sich vorstellen; insb. bedenklich finden, fürchten, befürchten, besorgen, daß.
        2a) merken, bemerken, wahrnehmen, innewerden, ahnen. b) einsehen, begreifen, verstehen, erkennen
        εννοια
        1a) Überlegung, Erwägung, Betrachtung. b) Verständnis.
        2a) Erkenntnis, Vorstellung, Begriff, Idee. b) Gedanke, insb. Grundsatz. c) Gesinnung

        Schöne und treffliche Worte und Wörter.
        Gute Wünsche zum Frühlingsanfang
        und herzliche Grüße
        Bernd

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      2. Lieber Bernd, ganz herzlichen Dank für Deine interessanten Informationen, so habe ich wieder etwas Neues gelernt.
        Ich wünsche Dir einen schönen Frühlingsanfang, herzliche Grüße, Marie

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  2. As always, your photos are spectacular. The ruins are beautiful and I love the wild poppies against the ancient stone walls. There is a famous Greek statue of Nike, but the head is missing. It is nice to see her pretty face in this sculpture survived the test of time. The storks are so funny nesting on the ruins, bringing past and present together in perfect harmony. Thanks for sharing!

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