Wirkung von Musik

Musik ist nicht nur ein angenehmer Zeitvertreib, sie ist auch gut für die Gesundheit. Musik kann Balsam für die Seele sein, sie kann glücklich machen, beruhigen, entspannen, positve Erinnerungen wachrufen und sogar Schmerzen lindern. Das haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Musiktherapie ist auch in vielen Kulturen fester Bestandteil alternativer Heilmethoden. Die positive Wirkung von Musik hat man auch längst in der Verhaltensforschung bei Tieren im Zoo und in der Veterinärmedizin erprobt.

In einigen Ländern Asiens nutzt man den therapeutischen Effekt von Musik schon seit langem, besonders bei Elefanten. Auf Sri Lanka besuchte ich vor Jahren eine Aufzuchtstation für verwaiste Elefantenkinder, in der man mit Musik ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. Man versuchte, den kleinen Elefanten über den Verlust der Mutter und auch das Fehlen der für diese Tierkinder wichtigen Elefantenherde hinwegzuhelfen, indem man sich besonders liebevoll um sie kümmerte und ihnen auch Musik vorspielte. Die Tierpfleger hatten festgestellt, dass die kleinen Elefanten durch Musik viel ruhiger wurden und weniger ängstlich waren. Zu der Zeit, in der ich dort war, wurden gerade mehr als vierzig kleine Elefanten betreut.

Baby-Elefant in einer Waisenstation für Elefanten auf Sri Lanka

Auch in mehreren Auffangstationen für traumatisierte Elefanten hat man schon seit langem den positiven Effekt von Musik genutzt, dafür benötigte man nicht erst  wissenschaftliche Erkenntnisse. In Thailand, wo Elefanten oft noch immer als Arbeitstiere eingesetzt werden, haben Privatleute ein großes Terrain an einem Fluss zur Verfügung gestellt. Dort können ehemalige Arbeitselefanten, die nicht mehr arbeiten können, weil sie entweder zu  krank oder zu alt sind und die deshalb sich selbst überlassen wurden, ihre letzten Jahre in Ruhe verbringen. Viele der Tiere waren vorher traumatisiert, weil sie meist übermäßig schwer arbeiten mussten und oft auch geschlagen wurden. Man hat immer wieder beobachtet, dass die Tiere durch das Hören von Musik – oft klassische Musik -, ihre eventuell durch die frühere schlechte Behandlung vorhandene Agressivität ablegten und insgesamt ruhiger wurden. Einige Elefanten fingen sogar an, eine Art Tanzschritte genau im Takt der Musik zu machen.

Refugium für Elefanten in Thailand

Auch in Myanmar erlebte ich, dass man in einem Reservat für verwaiste Elefanten den Tierkindern Musik vorspielte. Dort hatte man ebenfalls festgestellt, dass es den Tieren gut tat und dass sie durch Musik ruhiger und positiver wurden.

Kleiner Elefant mit Betreuer auf dem Rücken beim Baden in Myanmar

In Australien besuchten wir ein Tierreservat, in dem Koalas wieder „hochgepäppelt“ wurden, die man nach Buschbränden in der Nähe von abgebrannten Bäumen zum Teil schwer verletzt gefunden hatte. Die Tiere hatten nicht nur äußere Verletzungen, sondern sie waren auch traumatisiert und hatten unter anderem ihren sonst sehr ausgeprägten Schlafrythmus verloren. Sie konnten nicht mehr viele Stunden hintereinander schlafen, wie es normalerweise Koalas tun. Im Laufe der Zeit hatten die Tierpfleger festgestellt, dass die Koalas wesentlich entspannter wurden und wieder im normalen Rhythmus schlafen konnten, nachdem man den Tieren immer wieder beruhigende Musik vorgespielt hatte.

Schlafender Koala in einem australischen Tierreservat

Eine ähnliche Erfahrung hinsichtlich der positiven Wirkung von Musik machen viele Leute, die viel mit vernachlässigten Tiere zu tun haben. In Spanien lernte ich eine Dame kennen, die sich um herrenlose Hunde kümmert, von denen es im Land sehr viele gibt. Sie hatte unter anderem einen kleinen Hund, einen Welpen, bei sich aufgenommen, den sie auf der Straße aufgelesen hatte. Das Tier war völlig abgemagert, wirkte verwahrlost und hatte sehr struppiges Fell. Die spanische Tierliebhaberin war Musiklehrerin und spielte oft bei sich zu Hause Klavier. Dabei stellte sie fest, dass der kleine Hund durch die Musik zusehends seine Ängstlichkeit verlor und auch ruhiger wurde. Am liebsten mochte das Tier Schlaflieder, wie man sie kleinen Kinder vorspielt oder vorsingt.

Ehemals herrenloser Hund in Spanien

Dass Musik eine große Wirkung auf Menschen hat, bestätigte auch der bekannte britische Musiker Elton John: „Music has healing power. It has the ability to take people out of themselves for a few hours.“ Das ist besonders für solche Personen wichtig, die ihre Lieblingsmusik nicht selbst mit Hilfe von Medien hören können, zum Beispiel für Bewohner von  Seniorenheimen. Kurz vor Weihnachten besuchte ich eine ältere Dame, die seit einiger Zeit in der Demenzabteilung eines Seniorenheimes lebt, obwohl ihre Demenz nur gering ist. Sie freute sich immer sehr, wenn ich ihr auf meinem kleinen Keyboard die von ihr bevorzugten Lieder spielte und strahlte dann. Ich spielte entweder in ihrem Zimmer oder manchmal auch im Speiseraum, damit auch andere Personen die Musik hören konnten. Durch die Corona-Pandemie war das schwieriger geworden, aus Sicherheitsgründen durfte ich als Besucherin nicht mehr den Speiseraum betreten. Erfeulicherweise ließ mich dieses Mal das Pflegepersonal in den Speiseraum, vielleicht weil es einen Tag vor Weihnachten war. Das Risiko für die Bewohner, dass ich Corona-Viren übertragen könnte, war äußerst gering. Bei mir war vorher im Heim –  ebenso wie bei allen anderen Besuchern – ein Schnelltest gemacht worden, der ein negatives Ergebnis zeigte. Außerdem trug ich einen Mund-Nasen-Schutz und hielt genügend Abstand.

Es war kurz vor dem Mittagessen, die ältere Dame saß bereits an ihrem Tisch, ebenso wie die anderen Bewohner der Station. Niemand sprach mit den anderen, die meisten saßen still auf ihren Plätzen. Ich begann, die altbekannten deutschen Weihnachtslieder zu spielen, dann aber auch Weihnachtslieder aus anderen Ländern, wie zum Beispiel „Feliz Navidad“, „Mary´s boy child“, „I wish you a merry Christmas“ und viele andere Lieder. Nicht nur ich war erstaunt und sehr erfreut, auch das Pflegepersonal wurde aufmerksam, als immer mehr Bewohner anfingen mitzusingen. Mehrere Bewohner begannen zu lächeln, andere wiegten sich im Takt der Musik. Viele kannten noch die Texte der Lieder, und einige wollten sogar alle Strophen bis zum Schluss mitsingen. Als ich ging, verabschiedete sich die ältere Dame von mir mit einer Kusshand. Dieses Erlebnis war für mich das schönste Weihnachtsgeschenk.

Gartenzwerge im Garten eines Seniorenheims

In einem Sprichwort heißt es: „….denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück“. Das habe ich immer wieder auch bei mir selbst festgestellt. Ich spiele bereits seit langer Zeit überall dort, wo Musik gewünscht wird und sie den Menschen gut tut, zum Beispiel in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Kinderhospiz und bei anderen Gelegenheiten, und ich habe den Eindruck, dass ich selbst am meisten Freude daran habe, weil ich sehr, sehr gerne Klavier spiele. Die Freude an der Musik verdanke ich meiner Mutter, die bei der Flucht Ende des Zweiten Weltkrieges ein wertvolles Akkordeon als eines der wenigen Besitztümer retten konnte. Sie tauschte es später gegen ein altes Klavier ein. Seit ich fünf Jahre alt war, gab sie mir – und auch meinen Geschwistern – die ersten drei Jahre selbst Klavierunterricht. In ihren letzten Lebensjahren konnte ich ihr durch das Spielen von Musik ein wenig zurückgeben, als sie vorwiegend bettlägerig wurde und sich jederzeit darüber freute, Musik zu hören.

25 Kommentare zu „Wirkung von Musik

  1. Liebe Marie, ich danke dir für diesen Beitrag und es stimmt! Musik stimmt den Menschen gut. Dies braucht es in dieser Zeit und wie du erwähnst, dies besonders im Altersheim.
    Ich würde dich ganz gerne spielen hören am Klavier…Liebe Grüße Maria

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    1. Vielen Dank, liebe Maria. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, andere mit Musik zu erfreuen, gerade in dieser schwierigen Zeit.
      Ich würde sehr gerne für Dich spielen, klassische Musik, etwas wie in einer Piano-Bar oder was Du Dir sonst wünschst.
      Liebe Grüße und alles Gute Marie.

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  2. Musik, insbesondere klassische Musik, ist der beste Begleiter, um den kreativen Geist zu entspannen. Die Noten einer Melodie können Sie zur Ekstase des Schreibens führen. Aber ich hatte keine Ahnung, was die beste Therapie für diese verlassenen Elefanten ist, die durch menschliche Grausamkeit elternlos wurden. Ich stelle mir vor, es war ein unvergessliches Erlebnis, dieses Experiment mitzuerleben. Anscheinend funktioniert diese Therapie bei anderen Tieren. Schöner Artikel Marie. Das Thema, das Sie besprochen haben, weckt die Sensibilität. Gute Woche für dich.
    Manuel Angel

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    1. Liebe Marie, du bist ja weit rumgekommen, deine Beiträge zu lesen ist sehr interessant. Wir erfahren immer was Neues, oder worüber wir nicht nachgedacht haben.
      Ich wünsche dir eine schöne Woche.
      Liebe Grüße Heike

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      1. Vielen Dank für Deine netten Worte. Es freut mich sehr, wenn Du durch die Berichte Neues erfahren kannst. Dass ich so viel herumgekommen bin, hatte mit der Enge und ständigen Bevormundung in meiner Kindheit und Jugend zu tun, ich wollte möglichst weit weg und nahm die erste Möglichkeit wahr. Nach den ersten Reisen ergab sich vieles von selbst.
        Auch Dir wünsche ich eine schöne Woche und alles Gute. Liebe Grüße Marie

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    2. Te agradezco mucho tus amables palabras, las aprecio mucho. Es verdad, era una experiencia inolvidable ver las reacciones de los elefantes con la música.
      Te deso también una semana bella y todo lo mejor. Marie

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  3. Marie, me parece muy interesante tu artículo. Tienes mucha razón. La música es arte y, por lo mismo, llega a las profundidades del ser. Y esto es para personas, animales y plantas. Llega a los sentidos, a las emociones, al alma. Agradezco que compartas tu conocimiento y experiencia. Saludos y un abrazo muy sincero para ti y tu querida familia.

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      1. Marie, la época de las damas y los caballeros se perdió en alguna parte, Nosotros conservamos la educación y los valores que nos inculcaron desde la infancia. Sabemos lo que es el cariño, el bien, el respeto. Tú, yo y muchos más somos sobrevivientes de distintas épocas, cuando unas palabras de afecto se pronunciaban con sinceridad. Sigamos así. Es algo que llevamos con mucha dignidad. Un gran valor. Te admiro.

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      2. Te doy las gracias por tus palabras.Todavía los hay, caballeros como tú, Santiago.Por suerte también los hay en los hombres jóvenes. Pero tienes razón, el número de personas disminuye.

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  4. Du hast recht, Marie, Musik weckt die Emotionen und kann die verstecktesten Erinnerungen hervorholen. Die Interaktion von Musik und Stimmungslage ist so vielschichtig, dass sie manchmal gar nicht zu erklären ist. Zum Beispiel bin ich, wie so viele anderen Menschen auch, mein Leben lang größtenteils bei der Art von Musik geblieben, die ich in meiner Jugend gehört und geliebt habe. Wahrscheinlich auch darum portraitiere ich in meinen Zeichnungen sehr gerne Musiker.
    Viele Grüße aus dem Winternebel von Rosie ⛄

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    1. Herzlichen Dank für Deinen interessanten Kommentar. Du hast recht, auch für mich spielt die Musik, die ich in der Jugend selbst gespielt oder auch viel gehört habe, immer noch die größte Rolle. Es freut mich, dass Du in vieler Hinsicht, vor allem auch beim Portraitieren, einen solch engen Bezug zur Musik hast.
      Viele Grüße aus der Kölner Gegend von Marie.

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  5. Danke, dass du die Geschichte deiner Mutter erzählt hast. Auch meine Eltern wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Flüchtlingen. Als Mädchen hatte ich kurze Zeit Klavierunterricht. Meine Schwester nahm Akkordeon. Ich höre gerne anderen zu.

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  6. Hat dies auf Ned Hamson's Second Line View of the News rebloggt und kommentierte:
    Google translation of opening: Effect of Music: Music is not only a pleasant pastime, it is also good for your health. Music can be balm for the soul, it can make you happy, calm, relax, evoke positive memories and even relieve pain. Numerous scientific studies have confirmed this. Music therapy is an integral part of alternative healing methods in many cultures. The positive effect of music has long been tested in animal behavior research in the zoo and in veterinary medicine.

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